StartWirtschaft und FinanzenDie Bedeutung des Vertrauens im Wettbewerb um Fachkräfte

Die Bedeutung des Vertrauens im Wettbewerb um Fachkräfte

Vertrauen spart bares Geld und reduziert die Komplexität

Vertrauen ist ein Gefühl, das Bindungen stärkt sowie Harmonie und Einigkeit schafft. So spielt Vertrauen im Leben eine entscheidende Rolle. Gehen wir zum Arzt, vertrauen wir auf dessen Diagnose. Beim Autokauf vertrauen wir darauf, dass uns das Auto viele Jahre beanstandungsfrei die Treue hält. Und wer heiratet, vertraut auf ein lebenslanges Liebesglück.

Wenn Entscheidungen zu komplex sind, hilft Vertrauen

Menschen lassen sich also auf bestimmte Formen der Kooperation ein, wenn sie auf das zukünftige Handeln einer Person vertrauen können. Sie nutzen das Phänomen des Vertrauens, um der Situation die Komplexität zu nehmen. Im Falle der Arztdiagnose wäre sonst die Alternative ein mehrjähriges Studium. Oder im Falle eines Autokaufs eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Stattdessen müssen Menschen in kurzer Zeit entscheiden, ob sie vertrauen. Der Soziologe Niklas Luhmann sieht Vertrauen deshalb vor allem als Mittel zur Reduktion von Komplexität.

Vertrauen als riskante Vorleistung

Luhmann sieht das Vertrauen zugleich als eine „riskante Vorleistung“ für denjenigen, der vertraut. Denn wer vertraut, setzt sich immer auch dem Risiko einer Schädigung aus. Wer anderen sein Vertrauen schenkt, macht sich verletzlich. Denn womöglich wird er verraten, belogen oder betrogen. Der Vertrauensgeber macht sich verwundbar gegenüber dem Vertrauensnehmer, da dessen Vertrauenswürdigkeit nie völlig kontrolliert oder vorhergesagt werden kann.

Positive Erfahrungen bestärken Vertrauen

Für den Singener Kommunikationsberater Holger Hagenlocher (https://www.holger-hagenlocher.de) ist klar: „In der Beziehung zwischen Menschen baut sich Vertrauen jedoch durch positive Erfahrungen auf und beruht auf der Zuversicht, dass der andere die in ihn gesetzten Erwartungen oder die von ihm gemachten Zusagen nicht enttäuscht.“ Vertrauensseligkeit werde gelegentlich mit Naivität oder Unbedarftheit gleichgesetzt. Doch wer so denkt, liege weit daneben, so Hagenlocher. Eine Studie der Oxford Universität komme im Gegenteil zu dem Ergebnis, dass mit der Höhe des Intelligenzquotienten eines Menschen auch die Bereitschaft zum Vertrauen steige, erklärt der Unternehmensberater, der auch Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ist.

Arbeitgebermarken erhalten Vertrauensvorschuss

Studien zeigen zudem, dass Verbraucher besonders Produkten oder Anbietern von Dienstleistungen trauen, die sie kennen. Einer bekannten Marke wird entsprechend mehr vertraut, weil entweder Erfahrungswerte vorliegen oder der Erfolg bei anderen als Richtwert für die eigene Entscheidung eingesetzt wird. Entsprechend bewerben sich Job-Suchende eher bei Unternehmen, die sie aus dem persönlichen Umfeld kennen oder deren Arbeitgebermarke hell strahlt. „Unternehmen tun über den Aufbau einer Arbeitgebermarke hinaus gut daran, kontinuierlich Beziehungen zu all ihren relevanten Stakeholdern aufzubauen“, erklärt Hagenlocher. Stakeholder seien dabei alle relevanten Bezugsgruppen, Dialoggruppen oder Anspruchsgruppen, die kurz-, mittel- oder langfristig eine Rolle für das Unternehmen in seiner Funktion als Arbeitgeber spielen. Deshalb wurde der Begriff Employer Branding, also der Aufbau einer Arbeitgebermarke, durch den Ansatz der Employer Relations, also dem kontinuierlichen Aufbau von Beziehungen eines Arbeitgebers zu seinem Umfeld, erweitert.

Transparenz schafft Vertrauen

Hagenlocher unterstützt deshalb Unternehmen beim Aufbau von Beziehungen, indem er entsprechende Kommunikationsstrategien entwickelt, die sich an der Perspektive der jeweiligen Stakeholder ausrichten.
Ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit ist der Aufbau von Vertrauen. „Vertrauen kann nicht implementiert oder befohlen, gelernt oder gekauft werden. Deshalb sollten Unternehmen die Beziehungen zu den möglichen Kandidaten konstant pflegen. Dieser Beziehungsaufbau stärkt nicht nur die Bekanntheit, sondern auch das Vertrauen. Dadurch kann die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt deutlich gesteigert werden“, so der Kommunikationsexperte.

Dabei spielt die Transparenz eine wesentliche Rolle. „Transparenz kann in vielfältiger Weise dazu beitragen, dass Vertrauen zu einem Unternehmen wachsen kann. So bekommen Anwohner einen Einblick, was hinter den Werktoren vor sich geht. Oder Beschäftigte erhalten frühzeitig Informationen zu Entscheidungen und zur weiteren Entwicklung des Unternehmens. Je nachvollziehbarer Entscheidungen und Maßnahmen sind, je besser diese erklärt und vermittelt werden, umso mehr führt diese Transparenz zu Vertrauen. Und dieses Vertrauen ist nicht nur im Wettbewerb um Fachkräfte, sondern besonders auch in Krisenzeiten hilfreich“, so Hagenlocher weiter.

Vertrauen spart bares Geld

„Viele interne Prozesse werden, zum Beispiel aufgrund des Wegfalls von Kontrollen im Arbeitsalltag, beschleunigt“, ist sich der Kommunikationsberater sicher. „Die Beschäftigten des Unternehmens arbeiten motivierter, wenn die Tätigkeit in einem Umfeld stattfindet, das von Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist. Außerdem werden die Prozesskosten gesenkt“, so Hagenlocher. Vertrauen spare also bares Geld.

Doch die Folgen, die aus einem Mangel an Vertrauen resultieren würden, seien laut Hagenlocher zumindest im selben Maße negativ. So lässt sich der Wert des Vertrauens zwar nur schwer beziffern. Jedoch werde der Wert aber an den Kosten des Misstrauens sichtbar. Die Kosten für Kontrollen, für Sicherheitspersonal oder die juristische Absicherung von Vereinbarungen verschlingen nennenswerte Summen. Insofern lohne sich Vertrauen und alle Kommunikationsmaßnahmen, die eine vertrauensvolle Unternehmenskultur befördern, immer auch finanziell.

Holger Hagenlocher arbeitet als selbständiger Berater, Coach und Dozent und ist seit rund 25 Jahren beruflich in den Bereichen Marketing und Unternehmenskommunikation aktiv. Als Marketing- und PR-Manager hat er zahlreiche Unternehmen erfolgreich unterstützt.

Zudem unterrichtet der studierte Wirtschaftswissenschaftler als Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg „Unternehmenskommunikation“ und war bis Februar 2021 Lehrbeauftragter an der Evangelischen Hochschule Freiburg im Master-Studiengang. Dort unterrichtete er die Themen „Public Affairs Management“ und „Gesellschaft im Wandel: Digitalisierung“.
Seine Beschäftigungsschwerpunkte sind Marketing, Public Relations/Unternehmenskommunikation, Krisenmanagement, Innovation sowie die digitale Transformation.

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